Was wurde aus ... Johanna Weinstich
2009 spielte Johanna im Musical „Kunststück“ die charmante Brittany und verkörperte diese Rolle, ebenso wie so manch andere in weiteren Produktionen, äußerst charakterstark.
Im folgenden Interview erzählt sie und von ihrem musikalischen Werdegang und schwelgt in noch sehr präsenten Erinnerungen.
Was machst du beruflich?
Ich bin hauptberuflich Musicaldarstellerin und arbeite nebenbei in einer Tanzschule, in der Standard- und Lateintänze sowie Salsa unterrichtet werden.
Von welchen Produktionen und Auftritten kannst du uns bereits erzählen?
Gleich nach Abschluss meiner Ausbildung habe ich bei der operklosterneuburg die Rolle der Stellain der Oper Les Contes d‘Hoffmann verkörpern dürfen, anschließend war ich bei den Herbsttagen Blindenmarkt als Tänzerin in der Operette Die Fledermaus zu sehen.
Zu Weihnachten und Silvester 2019 war ich in Deutschland beim 11. Karlsruher Weihnachtscircus Teil des Showballetts.
Eigentlich hätte es dann im Frühjahr 2020 nach Bonn gehen sollen, wo ich bei der Produktion Young Frankenstein im Ensemble angestellt gewesen wäre, aber da hat mir Corona leider einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Momentan hoffe ich sehr, dass die Produktion Culinarical 5.0 für die ich im Dezember 2020 geprobt habe, bald stattfinden darf. Es handelt sich dabei um eine Musical – Dinner Show, bei der wir die Gäste zwischen dem Essen mit einem Best-of Musical Programm gesanglich unterhalten. Bei dieser Produktion fungiere ich als Sänger-Swing, das bedeutet ich lerne alle Lieder, Stimmen und Choreographien der drei Hauptsängerinnen, und sollte eine ausfallen, kann ich einspringen. ;)
Und ab Mitte April kommt noch etwas Spannendes auf mich zu – ich werde bei den Salzburger Festspielen als Tänzerin bei der Opernproduktion Il trionfo del tempo e del disinganno dabei sein!
Welche Ausbildung musstest du dafür machen? Was hast du dabei alles gelernt?
Ich habe eine Musicalausbildung in Wien gemacht. Zuerst war ich 2,5 Jahre am Vienna Konservatorium und 2017 habe ich dann an die Performing Academy gewechselt. Dort habe ich meine Ausbildung zu Ende gemacht und im Juni 2019 mit der paritätischen Reifeprüfung abgeschlossen.
Während meiner Zeit an den beiden Instituten hatte ich Unterricht in vielen verschiedenen Bereichen:
Ballett, Jazzdance und Steppen waren unsere wichtigsten Tanzfächer, wir hatten jedoch auch Akrobatik, Showdance, HipHop etc.
Dazu kam Gesangs – und Schauspielunterricht, sowie Chor, Ensemble, Improvisation, Audition Training, Sprechen, Rhetorik und Hören.
Die Ausbildung war auf jeden Fall spannend, lehrreich und hat viel Spaß gemacht – sie hat mich aber auch sehr gefordert. 6 Tage die Woche um 8 Uhr in der Früh im Ballettsaal zu stehen und nebenbei 4 Abende die Woche bis 22:30 Uhr zu arbeiten war schon anstrengend. Aber ich würde sagen: die harte Arbeit hat sich ausgezahlt! :)
Was gefällt dir an deinem Beruf?
Mir gefällt, dass es nicht immer das Gleiche ist. Immer wieder eine neue Stadt, neue Kollegen, ein neues Stück, eine neue Herausforderung.
Es ist ein schönes Gefühl, Menschen mit dem was ich tue zu unterhalten – die Zuschauer 2 oder 3 Stunden komplett in eine andere Welt zu entführen und sie zu verzaubern.
Genauso finde ich es spannend für einen Abend in eine andere Rolle zu schlüpfen – bei einer Vorstellung vergesse ich meine persönlichen Sorgen und Probleme und bin einfach im Moment.
Und mir gefällt es, dass ich in meinem Beruf von Musik und Kreativität umgeben bin – und von glitzernden Kostümen natürlich!
Wo ergeben sich dabei für dich die größten Herausforderungen?
Einerseits ist das natürlich kein sehr stabiler Beruf. Es kann immer wieder vorkommen, dass man eine Zeit lang keine Arbeit hat – oder anders herum: plötzlich weiß man nicht mehr, wie man alle Engagements, Proben und Termine unter einen Hut bringen soll.
Im Prinzip muss man sich stetig den nächsten Job erkämpfen und man kann nie sicher sein, was die Zukunft bringt. Das ist auf Dauer schon auch belastend, vor allem weil man unweigerlich mit Selbstzweifel zu kämpfen hat, wenn es einmal nicht perfekt läuft.
Andererseits finde ich es schwer meine Familie und Freunde sowie meinen Partner über längere Zeiträume nicht zu sehen, wenn ich einen Job außerhalb Wiens habe. Ich genieße es zwar zu reisen und in anderen Orten zu spielen aber natürlich vermisse ich meine Lieblingsmenschen.
Welchen Einfluss hatte der Chor auf deine Berufswahl?
Ich glaube ohne den Chor wäre ich nie auf die Idee gekommen Musical zu machen. Ich weiß, dass die Chorstunde am Dienstag immer das Highlight meiner Woche war und dass mir das gemeinsame Singen und Proben wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Als ich dann zu alt für den Kinderchor geworden bin, war ich wirklich furchtbar traurig und mir hat dieser kreative Spaßfaktor als Ausgleich zu Schule und Co sehr gefehlt. Das war die Zeit, in der ich mit Paartanz in einer Tanzschule begonnen habe, was mir ebenfalls viel gegeben hat.
Nach der Schule habe ich mich dann gefragt, was ich mit meinem Leben machen möchte und wie ich meine Hobbies Musik, Tanz und Gesang beruflich vereinen kann. Das war der Punkt, an dem ich mir in den Kopf gesetzt habe, Musicaldarstellerin zu werden.
Wie lange warst du im Chor?
Mit 7 Jahren habe ich begonnen und mit 15 Jahren habe ich aufgehört, das müsste also 2001 – 2009 gewesen sein.
Bei welchen Produktionen des Chores hast du mitgespielt?
2002 – Auch das ist Weihnacht (mein erstes Solo!)
2004 – Gib Frieden!
2005 – Sind Sie Sicher
2006 & 2007 – Das hätt‘ ich mir nie träumen lassen
2009 – Kunststück
Und natürlich jedes Jahr das Adventskonzert sowie andere kleine Konzerte und Auftritte.
Gibt es für dich Unterschiede zwischen deinen Auftritten jetzt und den Auftritten als Kind im Chor?
Schwer zu sagen, ich glaube die Grundstimmung ist die Gleiche: Viel Freude und eine gute Portion Nervosität!
Ein großer Unterschied ist aber sicher, dass ich heute viel genauer weiß, was ich tue (Gesangstechnik, Atemtechnik, Schauspiel, Interpretation usw.) und deswegen mit einer anderen Art von Konzentration dabei bin. Und, dass ich als Kind nicht so selbstkritisch und hart zu mir war wie ich es jetzt bin.
Wie kam es dazu, dass du im Chor angefangen hast?
Puh, daran kann ich mich gar nicht mehr so genau erinnern, aber ich bin mir recht sicher, dass ich durch Theresa Kircher zum Chor gekommen bin. Ich war mit ihr im Kindergarten und sie war meine allerbeste Freundin in der Volksschule. Sie hat mir davon erzählt und mich mitgenommen. :)
Was hat dir am Chor gefallen?
Ich mochte den Gemeinschaftssinn im Chor: gemeinsam singen, gemeinsam Blödsinn machen, gemeinsam lachen...Es sind auch so viele schöne Freundschaften dort entstanden, Menschen, mit denen ich noch immer viel Kontakt habe und die ich nicht missen möchte.
Was ich ganz besonders toll am Chor fand, ist, dass der Stephan an jedes Kind geglaubt hat. Er hatte immer ein offenes Ohr für uns, hat uns ermutigt und ist definitiv einer der geduldigsten Menschen die ich kenne (wir waren ja oft nicht die einfachsten Kinder…).
Ich fand es sehr schön, dass wir nicht bereits bestehende Stücke und Lieder nachgesungen haben, sondern dass Stephan extra für den Chor komponiert hat – auch wenn das zur Folge hatte, dass meine Soli jedes Jahr höher und höher geworden sind. :D
Es war auch eine tolle Erfahrung, für die Musicals zu proben und gemeinsam an so einem Projekt zu arbeiten. Das hat mir erst ein Gefühl dafür gegeben, wie viel Arbeit in einer Produktion steckt.
Auf wie vielen Probenwochen oder Probenwochenenden (Lagern) warst du mit?
Auf allen, die während meiner Chorzeit stattgefunden haben. Also müssten das 8 Sommerlager gewesen sein aber ich hab leider keine Ahnung mehr, wie viele kleine Lager das waren… Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keines verpasst habe!
Was hat dir an diesen gefallen?
Das Chorlager war für mich die schönste und aufregendste Woche im Jahr. Das absolute Highlight war natürlich die Disco - „Cocktails“ (inklusive Zuckerrand), Jungschar-Tänze und Mitgrölen bis man heiser ist! Sehr cool fand ich auch den Casino-Abend und die Waldspiele. Werwolf-Runden in großen Gruppen waren immer lustig und es war toll mit den Freunden so viel Zeit zu verbringen und gemeinsam Blödsinn zu machen.
Ich finde es auch echt schön, wie viel sich die Betreuer und das ganze Team einfallen haben lassen, um uns zu bespaßen und bei Laune zu halten. Egal ob groß oder klein, ich glaube für jeden ist das Chorlager immer etwas ganz Besonderes.
Welches Lied hast du im Chor am liebsten gesungen?
Also da kann ich mich definitiv nicht für eines entscheiden! Ich hab einige Lieblingslieder aus der Chorzeit:
• Hey du!
• Vergiss mich nicht (ich war sehr traurig, dass ich das nie singen durfte)
• Das Kinderchorlied
• Verliebt sein (an den Text musste ich tatsächlich im Erwachsenenalter noch öfter denken)
• Hoffentlich
• Er hat sie
• Schokolade
• Die Leute von Heute
• Listen sind listig (was ironisch ist, ich liebe Listen…)
• Die Pubertät
• Alarm (Ich kann sogar noch die Choreo: runter runter rechts rechts, runter runter links links, Welle Welle Welle Welle, Sonnenschein!)
Was ist dir aus deiner Chorzeit besonders in Erinnerung geblieben?
Also erstens: ALLE LIEDTEXTE. Wenn ich jetzt eine alte CD mit Chorliedern einlege, egal ob es das Weihnachtskonzert von 2002 oder Kunststück aus 2009 ist – ich kann noch alle Lieder auswendig, das hat mich tatsächlich selbst sehr überrascht.
Ich kann mich auch lebhaft daran erinnern, wie viel Blödsinn ich mit meinen Freundinnen damals gemacht hab, vor allem auf den Chorlagern: Überflutete Badezimmer, Cola an der Decke, Werwolf - Spiele in den Mittagspausen, Fledermäuse im Zimmer, Gespräche über Gott und die Welt bis 5 Uhr in der Früh, Streiche an den Zimmernachbarn, Hahnenkämpfe im Pool, Gruselgeschichten, hysterische Lachanfälle, Haarschneide-Aktionen… Ich glaube diese Liste ist endlos.
Ich weiß noch, dass wir einmal in einer Chorstunde ein Lied unserer Wahl mitnehmen und vorsingen durften. Das war glaube ich das erste Lied, das ich auf Englisch gesungen habe und das war für mich eine richtig coole Chorstunde.
Und zu Guter Letzt: den Satz „Tessa Schatzi Putzilein, wir machen weeeiteeer!!“ werde ich wohl nie vergessen.
Hast du irgendeinen Tipp für unsere jüngsten Chormitglieder?
Der Chor eignet sich super um sich auszuprobieren und über seinen eigenen Schatten zu springen. Oft traut man sich selbst bestimmte Sachen nicht zu - ich weiß noch, wie nervös ich bei meinem ersten Solo war…
Glaubt an euch selbst und genießt eure Chorzeit! :)